#NOWKR : Ein Rück- und Ausblick

Eine „friedliche Latschdemo“ durch den ersten Wiener Gemeindebezirk. Das war meine erste #NOWKR Demonstration im Jahre 2009. Zumindest solange bis die vorderste Spitze das begleitende Polizeigroßaufgebot im letzten Moment überraschte und zumindest ein kleiner Teil der Demonstrierenden durch das weit geöffnete Burgtor auf den Heldenplatz lief. Es folgte minutenlanges Chaos. Feuerwerkskörper, Flaschen, Farbbeutel und Steine … Continue reading „#NOWKR : Ein Rück- und Ausblick“

Eine „friedliche Latschdemo“ durch den ersten Wiener Gemeindebezirk. Das war meine erste #NOWKR Demonstration im Jahre 2009. Zumindest solange bis die vorderste Spitze das begleitende Polizeigroßaufgebot im letzten Moment überraschte und zumindest ein kleiner Teil der Demonstrierenden durch das weit geöffnete Burgtor auf den Heldenplatz lief. Es folgte minutenlanges Chaos. Feuerwerkskörper, Flaschen, Farbbeutel und Steine wurden in die Richtung der Exekutivbeamtinnen geschleudert. Der friedliche Teil der Demonstrantinnen scharte sich um am Ring entfachte Lagerfeuer bis wenig später der gesamte Platz eingekesselt wurde. Für gut 40 Minuten konnte niemand hinaus. Der Weg zum Museumsquartier wurde von einer Hundestaffel abgeriegelt. Danach wurde der Kessel geöffnet. Generelle Anzeigen, wie im darauf folgenden Jahr am Christian Broda Platz, gab es nicht.

Die Demonstration des Jahres 2010 war kurz zuvor behördlich untersagt worden. Schon lange vor Beginn der Demonstration war der Platz, also der obere Teil der Mariahilfer Straße, mit Tretgittern umstellt. Als sich einige hundert Personen zur Demonstration versammelten gab der „Behördenvertreter“ die Auflösung der Versammlung bekannt und sogleich wurden alle Zugänge zum Areal versperrt. Nachdem eine Gruppe versuchte die Absperrung zu durchbrechen brach wiederum Chaos aus. Menschen wurden über den Platz gejagt oder scheinbar grundlos aus der Menge gezerrt. Flaschen und Silvesterraketen flogen durch die Luft. Außerhalb der Absperrung waren kleine Feuer auszumachen. Unbeteiligte Passanten versteckten sich in den umliegenden Lokalen. Pfefferspray wurde aus nächster Nähe in die Gesichter zurückgedrängter Aktivistinnen gesprüht. Der Abend endete nach Stunden mit Festnahmen, Verletzen und hunderten Anzeigen.

Die geplante Demonstration gegen den WKR Ball 2011 am Praterstern wurde ebenfalls kurzfristig verboten. Die Polizei begründete das mit Sachbeschädigungen bei einer Spontandemonstration am Vorabend. Ein schier gigantisches Aufgebot an Einsatzkräften versuchte dieses Verbot mit wenig Erfolg durchzusetzen. Immer wieder kam es in den Bezirken westlich der Ringstraße zu kleineren Demonstrationen die immer wieder aufgelöst wurden um sich kurze Zeit später an anderer Stelle zu sammeln. Beamte in Zivil liefen hinterher. Uniformierte führten überall in der Stadt Personenkontrollen durch. Die dezentralen Aktionen der Ballgegnerinnen hielten bis spät in die Nacht an. Wieder gab es zahlreiche Anzeigen. Nur wenige Tage danach wurde das erste Facebook Event zur Demonstration gegen den Ball 2012 erstellt.

Die öffentliche Debatte über den kommenden Ball fiel erstaunlich heftig aus. Nachdem in den vergangenen Jahren am ehesten noch über die befürchteten Ausschreitungen „gewaltbereiter Chaoten“ (aus dem Ausland) berichtet wurde ist dieses Mal vor allem die provokante Terminwahl im Zentrum der (Massen-) medialen Kritik. Der Ball findet am Holocaust Gedenktag statt. Auch wenn die Freiheitlichen Schirmherren der Veranstaltung einen Kniefall vor „Linksextremisten“ sehen und der dritte Nationalratspräsident seinen „Einfluss geltend machen“ will – Der Ball wird wohl zum letzten Mal in der Hofburg stattfinden. Die „Wiener Hofburg Kongresszentrum BetriebsgsmbH“ will den Ball wegen der „aktuellen politischen und medialen Dimension“, nicht mehr dort veranstalten lassen.

Trotzdem ist eine Sache sehr verwunderlich. Nach dem extrem restriktiven Kurs der Polizei in den vergangen Jahren sind nun alle 4 (!) Demonstrationen gegen den WKR Ball 2012 genehmigt worden. Darunter auch eine Großdemonstration mit Musikkonzerten am Abend des Balls direkt am Heldenplatz. Im Vergleich zu den Vorjahren könnte sich ein wirklich breiter Protest gegen den Ball formieren und das öffentliche Interesse auf eine für österreich unwürdige Veranstaltung richten, die hauptsächlich dem Austausch und der Vernetzung von Rassisten, Faschisten und Antisemiten zu dienen scheint.

Die einzige Hoffnung, die dem sogenannten „Rechte Lager“ noch bleiben würde, wären möglichst schwere Ausschreitungen am Rande der Demonstrationen. So würde das friedliche Gesamtbild des Protests in den Hintergrund gedrängt und das eigentliche Anliegen würde, wie so oft, neben den Bildern von brennenden Mistkübeln, Verletzten Beamtinnen und Verhafteten Aktivistinnen verblassen.

FOTOS:
#nowkr 2009
#nowkr 2010
#nowkr 2011 
Demonstration gegen den Kommers des WKR in der Hofburg Wien (2009)
 
Fotos von der Führung durch den Jüdischen Friedhof Währing (22.1.2012) 
 
Posts:
 ÜBER SINNLOSE POLIZEIGEWALT IM RAHMEN EINER RECHTSRADIKALEN BALLVERANSTALTUNG
Demonstration gegen den WKR-Ball erneut verboten 
Demonstration gegen den WKR-Ball 2011 
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LINKS:
Viele Informationen, Termine und Links auf noborders.noblogs.org 
Artikel auf derStandard.at zum WKR Ball 
(in Arbeit) 
 

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