Es ist niemals nur ein Schokoladendessert

Ich bin ja erst nach und nach darauf gekommen, worin die in meinem erweiterten Facebook- Freundeskreis ausgebrochene Diskussion über political correctness, mit spezieller Berücksichtigung antiquierter Bezeichnungen für schokoladiges, wurzelte, nämlich in einem von Claudia Unterweger und Claus Pirschner verfasstem fm4.at Artikel zu einer aktuellen Werbekampagne, die in ihrem Slogan auf die rassistisch belastete Bezeichnung eines … Continue reading „Es ist niemals nur ein Schokoladendessert“

Ich bin ja erst nach und nach darauf gekommen, worin die in meinem erweiterten Facebook- Freundeskreis ausgebrochene Diskussion über political correctness, mit spezieller Berücksichtigung antiquierter Bezeichnungen für schokoladiges, wurzelte, nämlich in einem von Claudia Unterweger und Claus Pirschner verfasstem fm4.at Artikel zu einer aktuellen Werbekampagne, die in ihrem Slogan auf die rassistisch belastete Bezeichnung eines Wiener Schokokuchendesserts, mit Schlaghaube oben drauf, verweist und somit für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe eine arge Beleidigung darstellt, ähnlich anderen stereotypen Aussagen von Firmenlogos, Straßennamen oder Kinderliedern.

Das sagt man nicht

Für mich, durch meine Eltern und mein näheres Umfeld dahingehend sozialisiert, nicht nur die Verwendung gewisse Bezeichnungen, aus Respekt der zu bezeichnenden Person gegenüber, zu unterlassen, sondern grundsätzlich die Notwendigkeit, Personen, gemäß ihrer Herkunft und Hautfarbe bezeichnen zu müssen, zu hinterfragen, ist die Kritik an der genannten Kampagne nicht nur berechtigt sondern, im Gegensatz zum in den Reaktionen auf den Artikel und weiterer darauf bezugnehmenden Veröffentlichungen auf fm4.at und derstandard.at vorherrschenden Tenor der übertriebenen Korrektheit und den doch viel schwerwiegenderen rassistischen Missständen in unserer Gesellschaft, auch sehr wichtig, da sie, gerade anhand der verharmlosenden, und teilweise ins lächerlich machen derer, die diese Debatte losgetreten hatten gehenden, Reaktionen in Internetforen oder auch den besagten Facebook- Postings erkennen lässt, wie weit verbreitet, bzw. wie nahe an  der Oberfläche, nur notdürftig verscharrt und zugedeckt, rassistische Ansätze, fern der Kronenzeitungs- Leserbrief- Gesellschaft, begraben liegen. Das mir selbst die besagte Kampagne bzw. das darin beworbene Produkt bis heute noch nicht (negativ) aufgefallen ist, könnte ein Beweis dafür sein.

Toleranz vs. Respekt

Dunkel erinnere ich mich an die zu Toleranz gegenüber anderen, andersartigen, Ausländern,… mahnenden Aktionen in meiner Schulzeit in den Neunzigerjahre, bevor die sogenannte Wende die Messlatte des politischen Anstandes endgültig ins bodenlose legte. In einer Zeit, in der ich nicht für möglich gehalten hätte, dass sich jemand ernsthaft und öffentlich als „rechts der Mitte“ stehend bezeichnen könnte war ich politisch zu undifferenziert um zwischen Innenminister Schlögl und Gottfried K. mehr zu sehen als deren vermeintliche Schnittmenge in der Person des Jörg Haider.

Um so heftiger fiel dann, Anfang 2000, die neue Qualität der Intoleranz, mit dem erreichen von hohen politischen Ämtern durch bekennende und stolze „Rechte“ auf, wirklich schlimm aber die Erkenntnis, dass sich zwar der Stiel, nicht aber die Inhalte geändert haben. Weder bei der „Operation Spring“ noch bei der Ermordung von Marcus Omofuma gab es Toleranz.

Viel wesentlicher als die propagierte Toleranz, also das schlichte Erdulden und nicht unbedingte gutheißen, ist ja wohl der Respekt, die Anerkennung des Anderen. Dies muss aber auch die Rücksichtnahme auf die Gefühle des anderen, und die Bereitschaft die Gefühlswelt des anderen verstehen zu wollen, beinhalten.

Übertrieben politisch korrekte Gutmenschen

Wenn man nun den respektlosen Umgang mit teilen der Gesellschaft aufzeigt, und ja, auch die Unüberlegtheit der Werbeaktion ist Respektlos, und die Respektlosigkeit der Aktion dann damit entschuldigt wird, dass etwas immer schon so geheißen hat und man sich dies nicht von denen, die sich respektlos durch eine solche Aktion behandelt fühlen, wegnehmen lassen werde, und dafür als übertrieben politisch korrekter Gutmensch verächtlich belächelt wird, kann man den Kern der Sache, das nicht sehen wollen respektloser und beleidigender Ausdrücke, seien sie ins Gesicht gesagt oder über das trotzige beharren auf Produktbezeichnungen oder Markenzeichen, nach dem Motto: „Wir sind Wir und Wir sagen das So!“ nur als unterschwellig rassistisch beurteilen und das nicht nur dann, wenn man sich als direkt betroffener zu Wort meldet.

http://fm4.orf.at/stories/1620176/

http://fm4.orf.at/stories/1620912/

http://derstandard.at/fs/1246542755878/Eskimo-Werbung-regt-auf-I-will-mohr-Werberat-prueft